[dropcap]D[/dropcap]ienstag, der 30.12.2014. Der zweite Abend des Alex Mofa Wahnsinns und eine offene Frage: Ist der Wahnsinn aus dem Ramones Museum noch ansatzweise zu toppen? Was hat sich die Gang für den Abschluss der Tour überlegt?
Die Erwartungen sind hoch gesteckt und so macht sich Christin voller Vorfreude auf den Weg in den Privatclub Berlin.
19.30 Uhr. Eigentlich soll es jetzt ja los gehen. Es geschieht genau nichts. Wir wissen ja auch zu gut, wie das bei diesen Musikern ist. Pünktliche Beginne schaffen nur diejenigen unter den Künstlern, welche tatsächlich darauf angewiesen sind, zu einem bestimmten Zeitpunkt mit dem Programm durch zu sein, da sonst ihre oftmals pubertären Fans von der wutschnaubenden Mami deprimiert nach Hause verfrachtet werden.
20.50 Uhr. Ein eher schlacksiger Mann mit etwas längeren Haaren entert die Bühne, das Publikum bleibt schüchtern und in einem etwas größeren Abstand halbkreisförmig vor ihm stehen. Ein zweiter Blick. Das ist doch dieser Casting-Typ da, Empty Trash und so. Der stammt noch aus der präfernsehapokalyptischen Zeit, da konnte man Deutschland sucht den Superstar zumindest noch ansatzweise ernst nehmen und es ging nicht ausschließlich um das größte Hinterteil oder andere musikalisch eher bedeutungslose „Qualitäten“.
Genau das hört man dann auch tatsächlich – Max Buskohl kann es einfach. Sein Gesang – nahezu perfekt. Über Stimme und grundsätzliche Darbietung kann man nicht meckern.
Doch umso austauschbarer ist sein Programm aus deutsch- und englischsprachigen Songs. Welcher Superstar oder x-Platzierte auf der Bühne steht, scheint hier völlig irrelevant. Man stecke alle in einen dunklen Raum und ziehe blind einen heraus… die Unterschiede sind minimal. Da reißt auch ein Song nicht viel, bei dem es unter anderem wohl darum geht, man müsse nicht alles Facebook mitteilen. Es wirkt leider nur wenig authentisch und so klingt Buskohl leider auch nur wie jeder andere Singer-Songwriter. Sein einziges tatsächliches Absetzungsmerkmal wird es wohl bleiben, dass er damals Dieter Bohlen getrollt hat. Das Publikum sieht es wohl recht ähnlich, verrät der Lautstärkepegel während des Auftritts und so hat das alles doch mehr etwas von ein wenig lauterer Hintergrundbeschallung eines gemütlichen Abends im Club.
Pause. Ich schaue mich um. Es sind weitere Menschen eingetroffen und langsam wird es kuscheliger. Der Altersdurchschnitt ist schwer festzulegen, von Jung bis Älter ist alles dabei. Ich tapse hin und her und erfreue mich des Lebens, mache es mir auf dem Rand der Bühne bequem. Schließlich werde ich wieder aufgescheucht. Jemand müsse mal an mir vorbei auf die Bühne. Ein Schlagzeuger. Ups…
Nur einen winzigen Augenblick später folgen zwei andere Gestalten, die ich zuvor schon wahrgenommen und gedanklich als ‚Ahhh, oh mein Gott, ehemals 5Bugs‘ eingeordnet habe und ich erstarre vor Vorfreude. Das sind dann wohl Die XYZ. Mein insgeheimes Highlight des Abends, aber das sollte man ja niemandem zu sehr auf die Nase binden. Zum Glück sind wir hier unter uns!
Ihr müsst wissen, ich habe tatsächlich über fünfeinhalb Jahre darauf gewartet, die Stimme von Chris einmal live zu hören. Ich habe fast geweint, als ich las, dass Teile von 5Bugs an diesem Abend auftreten würden.
So fühle ich mich während des Gigs in einer Art Tunnel gefangen. Ich bin wie in Trance, völlig weg und grinse vor mich hin. Es klingt ungewohnt, anders, deutschsprachig. Trotzdem suchen mich Gänsehaut und Bauchkribbeln heim.
Die Jungs offenbaren ihre Proberaum-Zocker-Seite und spielen sogar ein reines Instrumental. Aber ich will doch diese Stimme… egal! Nicht nur bei mir kommt dieser Auftritt gut an, das Publikum zeigt sich insgesamt schon respektvoller und weniger ängstlich als bei Max.
Ich will mehr, wir wollen mehr. Doch natürlich findet auch dieser Gig sein Ende. Nun heißt es also Abwarten. Im Jahr 2015 soll mehr folgen. Eins ist mir klar – für mich ist dieser Abend bereits jetzt perfekt.
Doch natürlich wartet da noch diese eine Band auf uns, welche mich schon am Tag zuvor hellauf begeistert hat. Ein unglaubliches Gewusel verschiedenster startet und wenig später ist die Bühne kaum wieder zu erkennen. Die Zeit vergeht wie im Flug und die Alex Mofa Gang startet ihre Show voller Elan.
Sänger und Gitarrist Sascha gibt zu – er muss seine Aussage des Abends zuvor revidieren. Heute ist er noch viel nervöser. Sogar so sehr, dass er sich vor der Show beinahe übergeben hätte. Hinsichtlich meines Nervositätslevels vor diesem Abend gebe ich ihm ein gedankliches High Five. Das alles macht ihn einfach noch so viel sympathischer.
Überhaupt fällt der tolle Umgang der Musiker untereinander auf. Sie machen Späße und man sieht ihnen einfach an, dass sie in dem, was sie da tun, völlig aufgehen.
Sascha nutzt seine Position mittig vorn auf der Bühne und entscheidet von da aus scheinbar eigenmächtig über das Umstellen der Setlist. Das sorgt für allgemeine Erheiterung, da es manchmal einen Moment länger dauert, ehe jeder checkt, welcher Song als Nächstes auf dem Programm steht.
Ein meiner Meinung nach absolutes Highlight der Mofa Gang – das hervorragend rockend umgesetzte Cover von Marterias „Endboss“. Eine qualitativ gut gemachte Aufnahme dieses Songs würde ich absolut begrüßen!
Gegen kurz vor Ende der Show wird es noch intimer im überschaubaren Club, als Sascha abwechselnd am Bühnenrand sitzt und steht und ein Großteil des Publikums auf dem Boden Platz nimmt.
Am Ende treffe ich folgendes Fazit: Obwohl ich auf energiegeladene Shows stehe und diese stets ihren ganz besonderen Reiz haben, muss ich sagen, dass mir Unplugged bei der Alex Mofa Gang tatsächlich noch besser als das fette Aufgebot gefällt. Besonders in Kombination mit einer Lesung kommen Saschas Stimme und die Texte der Songs da einfach so viel besser zur Geltung.
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